Bezirksblatt 2014 - 1

Herausgegeben am Donnerstag, 13. November 2014
zuletzt aktualisiert am Montag, 31. August 2020

Protestaktionen der  Kollegen bei VCS in Göppingen – Faurndau gegen die geplante Verlagerung der Arbeitsplätze nach Mannheim

Göppingen – Faurndau, VCS

 "Wir sind hier um zu bleiben"

Eine erste Protestaktion gegen die Standortschließungen der Telekom-Tochtergesellschaft Vivento Customer Services fand am 08.10.2014 in Faurndau statt. 150 Beschäftigte sind hier betroffen. Rund 50 Beschäftigte haben sich in ihrer Mittagspause versammelt, um gegen die Pläne des Telekommunikationsunternehmens zu protestieren.

Dieses hat bekanntgegeben, dass die Standorte der Telekom-Tochter Vivento Customer Services (VCS) in Faurndau, Offenburg und Weingarten geschlossen werden sollen. Bundesweit soll die Zahl der Standorte von 15 auf fünf reduziert werden. In Baden-Württemberg ist ein neuer VCS-Standort in Mannheim geplant.

Viele Beschäftigte, davon 1/3 Teilzeitkräfte, kommen aus dem weiteren Umkreis von Faurndau, beispielsweise aus Ulm. Mannheim ist zu weit weg. Der Standort muss daher erhalten oder den Beschäftigten ein Arbeitsplatz in nahegelegenen Standorten der Telekom angeboten werden.

Immer wieder wurde der Standort an andere Gesellschaften verkauft. Das Ziel ist jedes Mal gewesen, die Beschäftigtenzahl zu reduzieren. Die Beschäftigten setzen sich aber zur Wehr. "Wir sind hier, um zu bleiben", verkündet Hans-Dieter Adameit, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, die Devise.

Von 15. auf 16. Oktober soll der Protest in Faurndau mit einer 24-stündigen Mahnwache fortgesetzt werden.

Der ehemalige Slogan der Telekom: „Wir bringen die Arbeit zu den Menschen“ wird nun, um Arbeitsplätze abzubauen, einfach auf den Kopf gestellt!

Foto: Giacinto Carlucci

Beschäftigte der Telekom-Tochtergesellschaft Vivento Customer Services in Faurndau protestierten gestern in ihrer Mittagspause gegen die von der Telekom geplante Standortschließung. Weitere Proteste sind geplant.

Eine erste Protestaktion gegen die Standortschließungen der Telekom-Tochtergesellschaft Vivento Customer Services fand am 08.10.2014 in Faurndau statt. 150 Beschäftigte sind hier betroffen. Weitere Proteste sollen folgen.

Die Fahnen der Telekom in der Salamanderstraße in Faurndau wehen im Wind. Ein paar Meter weiter stehen weiß-rote Fahnen der Gewerkschaft Verdi für den folgenden Protest bereit. Rund 50 Beschäftigte haben sich in ihrer Mittagspause versammelt, um gegen die Pläne des Telekommunikationsunternehmens zu protestieren.

 Dieses hat bekanntgegeben, dass die Standorte der Telekom-Tochter Vivento Customer Services (VCS) in Faurndau, Offenburg und Weingarten geschlossen werden sollen. Bundesweit soll die Zahl der Standorte von 15 auf fünf reduziert werden. In Baden-Württemberg ist ein neuer VCS-Standort in Mannheim geplant. 

Christine Muhr, Landesfachbereichssekretärin Telekommunikation/IT bei Verdi, sieht im neuen Standort Mannheim aber keine Alternative für die in Faurndau Beschäftigten. "Viele Beschäftigte kommen aus dem weiteren Umkreis von Faurndau, beispielsweise aus Ulm. Mannheim ist zu weit weg." Auch für die 50 Teilzeitbeschäftigten sei Mannheim keine Alternative. Der Standort in Faurndau müsse daher erhalten oder den Beschäftigten ein Arbeitsplatz in nahegelegenen Standorten der Telekom angeboten werden. Auch Vorruhestands- und Altersteilzeitregelungen seien wichtig. Mit dem Standort Faurndau hat es laut Muhr die Schwächsten getroffen. "Die Beschäftigten hier haben keine Tarifverträge," berichtet sie. Außerdem seien sie Restrukturierungs- und Rationalisierungsopfer.

Immer wieder wurde der Standort an andere Gesellschaften verkauft. Muhr denkt, das Ziel sei jedes Mal gewesen, die Beschäftigtenzahl zu reduzieren und nur die Beamten weiterzubeschäftigen. Das Ergebnis sei gewesen: In Faurndau sind etwa 130 der 150 Beschäftigten Beamte. Diese und die anderen Kollegen sollen nun mit der Standortschließung ebenfalls weichen. Die Beschäftigten setzen sich aber zur Wehr. "Wir sind hier, um zu bleiben", verkündet Hans-Dieter Adameit, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, die Devise. Mit dem Auftakt der Proteste zeigte sich Muhr zufrieden: "Wenn man bedenkt, dass in Faurndau viele Teilzeitbeschäftigte arbeiten und es auch Schichtarbeit gibt, kann man mit 50 Protestteilnehmern zufrieden sein." Von 15. auf 16. Oktober soll der Protest in Faurndau mit einer 24-stündigen Mahnwache fortgesetzt werden. Ziel ist es laut Muhr, den Druck bis 16. Oktober aufrechtzuerhalten. Dann findet die erste Verhandlungsrunde für die Neuausrichtung der VCS statt. Dort werden Arbeitgeber, Gesamtbetriebsrat und Verdi am Verhandlungstisch sitzen.

Auch von der zur Telekom gehörenden T-Systems kommt Unterstützung. Beschäftigte des Standorts nebenan zeigten sich solidarisch und beteiligten sich teilweise am Protest. Bei der T-Systems setzt die Telekom ebenfalls wieder den Rotstift an. Bis Ende 2015 müssen noch 30 der 250 Mitarbeiter gehen, weiß Helmut Müller, Betriebsratsvorsitzender von T-Systems. Quelle: swp.de

Ein Laster dient als Wohnzimmer auf Zeit

In Göppingen sollen 150 der insgesamt rund 550 Telekommitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren, deshalb haben sie sich zum Protest zu einer 24-stündigen Mahnwache im und vor dem Mahnwachenlaster getroffen. Foto: Horst Rudel

Göppingen - Auf einen Laster haben die Göppinger Beschäftigten der Telekomtochter Vivento Customer Services (VCS) ihre Mahnwache gelegt, weil sie sich nicht auf dem Betriebsgelände an der Salamanderstraße ausbreiten dürften. So erklärt der Verdi-Bezirksvorstand Dieter Jokisch den ungewöhnlichen Ort für die 24-stündige Aktion mit der die rund 150 Beschäftigten der Telekomtochter VCS auf die drohende Schließung des Göppinger Standorts aufmerksam machen wollen. Ausgestattet mit Sitzgelegenheiten und Proviant dient das Gefährt einen Tag lang als Wohnzimmer für die VCS-Beschäftigten, die – geht es nach der Unternehmensleitung – nicht mehr lange in Göppingen angesiedelt sein werden.

 „Dahinter steckt immer Personalabbau“ 

„Wir sind gekommen um zu bleiben“, steht trotzig auf dem Banner, das über die Frontscheibe gespannt ist. Die Plakate hat Jokisch fast alle selbst gemalt und gesprüht. Auch eine große Folie von vor sechs Jahren hat der Aktivist wieder hervorgekramt und im Laster deponiert. Damals, im Jahr 2008, haben die Telekomler ihre erste Mahnwache in Göppingen veranstaltet und damit gegen den Verkauf des Geschäftszweigs VCS an die Bertelsmanntochter Arvato protestiert. Ohne Erfolg, wie Jokisch einräumt. Der Verkauf sei mit den üblichen schmerzhaften Begleiterscheinungen verbunden gewesen, denn „dahinter steckt immer auch Personalabbau“, kritisiert der langjährige Servicemitarbeiter.

„VCS funktioniert wie eine Auffanggesellschaft“

Seit Jahren würden die Mitarbeiter in regelmäßigen Abständen von Standort zu Standort verschoben. Dabei seien Telekombetriebsteile von Göppingen nach Ulm und nach Stuttgart abgewandert, erinnert sich Jokisch. Dass jetzt schon wieder 150 Leute von Göppingen abgezogen werden sollen, ist für Jokisch eine traurige Geschichte. Die VCS fungiere seit Jahren wie eine Auffanggesellschaft, allerdings ohne eine festgelegte Laufzeit, bestätigt der Bonner Telekomsprecher Peter Kespohl auf Anfrage unserer Zeitung die Strategie.

Wenn die Mahnwache am Donnerstagmittag mit einer großen Kundgebung in Göppingen endet, beginnen in Berlin die Verhandlungen im Standortausschuss des Konzerns. Bis dahin wollen nicht nur die Göppinger eine Resolution übergeben haben. Auch an den übrigen betroffenen Standorten in Baden-Württemberg, in Weingarten und Offenburg, wehren sich die Kollegen gegen Schließungen. Am neuen Standort in Mannheim sollen die Mitarbeiter zusammengefasst werden. Bundesweit will die Telekom zehn von bisher 15 VCS-Niederlassungen aufgeben.

Unterstützung kommt von der SPD

„Telekom macht krank“ und „Mannheim führt ins Nichts“ prangt auf weiteren Bannern, die die Mahnwache aufgehängt hat, weil sich nach Jokischs Worten hier eigentlich niemand vorstellen kann, jeden Tag zur Arbeit bis nach Mannheim zu fahren. Stattdessen fordern die Beschäftigten eine Perspektive in der Region und die Altersteilzeit als Ausstiegsmöglichkeit für ältere Kollegen. Mannheim sei vor allem für die zahlreichen Teilzeitbeschäftigten keine Option, haben auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Heike Baehrens und ihr Kollege aus dem Stuttgarter Landtag, Peter Hofelich aus Salach, erkannt und unterstützen deshalb die Forderungen der Göppinger Belegschaft nach wohnort- und familiennahen Arbeitsplätzen. „Ein Unternehmen wie die Telekom kann und muss das leisten“ lässt sich Baehrens zitieren. Quelle: stuttgarter-zeitung.de